Pressekritik der WAZ zu Crossing the Lines im Theater Duisburg

Pressekritik der WAZ zu Crossing the Lines im Theater Duisburg

DUISBURGER AKZENTE

Fünf Choreographien von Royston Maldoom auf der Bühne

Von Rudolf Hermes - 15.03.2018
Foto: Udo Gottschalk

Düstere Hexenverfolgung mit glücklichem Ende: „The Confession of Isobel Gowdie“ beim Tanzabend „Crossing the Lines“.

DUISBURG.   Zwei Tanzabende – einer für Amateure, einer für Profis – setzen bei den Akzenten einen besonderen Schwerpunkt. Große stilistische Bandbreite

Zum Abschluss des kleinen Royston-Maldoom-Festivals im Rahmen der Duisburger Akzente war am Mittwoch die Essener „Tanzmoto Dance Company“ im Stadttheater zu Gast. Unter dem Titel „Crossing The Lines“ waren fünf Choreographien zu sehen, die die große stilistische Bandbreite Maldooms zeigen. 

Waren am Montag beim Abend „Begegnungen“ zwei Tanzstücke für Amateure zu sehen, zeigte die Essener Compagnie nun Stücke für Profitänzer. Los geht es mit „Zeit rennt!“ für fünf Paare. Zu den von Christoph Schneider furios gespielten „Drei Stücken für Klarinette solo“ von Igor Strawinsky sieht man junge Geschäftsleute, die immer wieder einen Blick auf die Uhr werfen. Die Begegnung und Beziehungen werden alle durch Zeitdruck bestimmt und beschränkt. Ungewöhnlich bei diesem sportiv-eleganten Stück ist, dass die Tänzer nie hetzen oder der Zeit hinterher jagen.

Ein Solo zu Fazil Says „Black Earth“

„Black Earth“ entstand zum gleichnamigen Klavierstück des letztjährigen Duisburger Musikpreisträgers Fazil Say. Bernd Puschmann spielt diese Musik, die zwischen jazzigen Klängen und orientalischem Saitenspiel pendelt, kantig und spannungsvoll. Die Bewegungen des Solotänzers wirken wie eine Mischung aus Gebetsritual und Kampfsport. Wenn sich der Tänzer mit wehendem Rock und emporgestreckten Arm dreht, wird er zum Derwisch.

Ein groß angelegtes Werk ist „The Confession of Isobel Gowdie“ nach einem Orchesterstück von James McMilllan. Die Geschichte der letzten Frau, die in Schottland als Hexe angeklagt wurde, zeigt Royston Maldoom in starken Bildern. Der Tanz der Solistin, die anfangs am Boden kauert, wirkt wie eine Selbstbefreiung. Die Vertreter der Kirche, die in dunkler Kleidung mit Kapuzen gekleidet sind, formen mit Armen und Stöcken Kreuze und dringen auf die Frau ein. Selbst die Bibel wirkt wie eine Waffe. Da unbekannt ist, ob die historische Figur hingerichtet wurde, gönnt ihr auch der Choreograph ein glückliches Ende: Sie darf auf ihrem Besen über die Bühne fliegen. 

Beim Adagietto aus Gustav Mahlers 5. Sinfonie geben sich die Duisburger Philharmoniker die Ehre. Auf der Hinterbühne spielen sie unter dem einfühlsamen Dirigat von Martin Fratz das zehnminütige Stück. Maldoom hat sich dazu eine kleine Dreiecksgeschichte mit einer Frau und zwei Männern ausgedacht. Dabei entstehen schöne symmetrische Bilder.

Das ausgelassene Finale ist „Hook“ zu einer Komposition für vier Schlagwerker an Marimbaphonen und Trommeln. Die rasant pulsierende Musik setzt Maldoom in ein sommerlich-leichtes Flirtstück um.

Das Publikum im gut besuchten Theater ist begeistert.

 Die Kritik der Rheinischen Post zu diesem Gastspiel finden Sie hier